Vom Lkw bis zum Cargo-Bike auf der IAA Transportation 2022
„Die IAA Transportation 2022 bringt eine Branche in den öffentlichen Fokus, ohne die das tägliche Leben nicht funktionieren würde: Nutzfahrzeuge – ob klein oder groß – sind essenzielle Säulen für eine funktionierende Wirtschaft – für Transport und Logistik.“ So VDA-Präsidentin Hildegard Müller im Vorfeld der Messe.
Technologieoffenheit ist notwendig
Um diese Nutzfahrzeuge in Zukunft möglichst umweltfreundlich von A nach B zu schicken, gibt es unterschiedliche Ansätze. Bosch-Geschäftsführer Dr. Markus Heyn nennt auf der Bosch-Pressekonferenz bei der IAA Transportation 2022 drei Optionen: Die Batterie, die Brennstoffzelle und den Wasserstoffmotor. „Technologieoffenheit ist hier unbedingt notwendig!“ Heyn betont aber auch, dass sich die jeweiligen Techniken nur durchsetzen können, wenn die Tank- bzw. Ladeinfrastruktur stimmt.
Dass die „Hardware“, sprich: die Fahrzeuge, vom ausgewachsenen LKW bis zum Cargo-Bike für die letzte Meile, in den Startlöchern stehen oder bereits serienreif sind, davon konnten sich die Besucher der Laatzener Messehallen überzeugen.
1400 Aussteller aus 42 Ländern sind dem Ruf nach Hannover gefolgt um ihre Innovationen für das Transportwesen zu präsentieren.
Und wir zeigen im Folgenden einige Highlight der IAA Transportation 2022:
LKW auf der IAA Transportation 2022
Premiere auf der IAA Transportation: Mit dem eActros LongHaul will Mercedes-Benz-Trucks neue Maßstäbe im batterieelektrischen Langstreckenverkehr setzen. 500 Kilometer weit soll er mit einer Ladung kommen und sich dank Megawatt Charging künftig in deutlich unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufladen lassen. Serienreif ist der eActros im Jahr 2024.
So stellt sich Volta Trucks die Zukunft des innerstädtischen Warenverkehrs vor. Das Unternehmen mit Sitz in Schweden, technischer Leitung in Großbritannien und Produktionsstätte in Österreich präsentiert den Volta Zero, ein vollelektrischen 16-Tonnen-Nutzfahrzeug mit eine Reichweite von 150 bis 200 Kilometern, einem Bus-ähnlich niedrigen Einstieg – und ersten Auslieferungen 2023.
Die Brennstoffzelle und Wasserstoffantrieb ist eine der Säulen für die Zukunft des Güterverkehrs.
Das betont auch der Bosch-Geschäftsführer Dr. Markus Heyn bei der Bosch-Pressekonferenz.
Volvo Trucks reklamiert für sich das breiteste Angebot der Branche an Elektro-Lkw. Dazu zählen mit Volvo FH, FM und dem FMX im Bild drei schwere und mit Volvo FE und FL zwei mittelschwere Lkw-Modelle, die alle bereits heute in Europa bestellt werden können.
Hier wird sie noch enthüllt – am Abend wurde die neue DAF XD Reihe für den Nutzfahrzeug- und Verteilerverkehr dann zum „International Truck of the Year 2023“ gewählt. Begründung der Jury:
„Bei der Lkw-Baureihe wurde die direkte und indirekte Sicht – und damit die Sicherheit – deutlich verbessert, was einen Schlüsselfaktor für Verteilerfahrzeuge darstellt. Auch die Effizienz und der Fahrerkomfort des Fahrzeugs setzen in diesem Segment neue Standards.“
Nikolai will so etwas sein wie der Tesla für LKW. „Da sind wir dabei“ hat sich IVECO gedacht und ist bei Nikolai eingestiegen. Resultat: Der jetzt in Europa auf den Markt kommende Nikola Tre BEV mit 480 kW Leistung und mit einem maximalen Raddrehmoment von 38.000 Nm.
Dafür braucht der Bauunternehmer jede Menge „Kies“: Der ausgestellte MAN Dreiseitenkipper kostet 262.385 Euro.
Leichte Nutzfahrzeuge mit unterschiedlichen Techniklösungen
Pick-up mal anders: IVECO zeigt die Studie Tigrotto auf Basis des Transporters Daily – mit Allrad,Überrollbügel mit LED-Leuchten und einer Pritsche aus Kastanienholz. Passt zum Namen: Tigrotto war ein Fahrzeug, das in den 60er Jahren als Symbol für Design und Stil im Nutzfahrzeugsektor galt.
In Zusammenarbeit mit der Firma Hyvia zeigte Renault umgebaute Modelle mit Wasserstoff-Antrieb.
Premiere auf der IAA: Renault zeigte mit dem Trafic E-Tech Electric erstmals seinen neuen rein elektrischen Transporter in der Klasse bis 3,0 Tonnen. Wie die batterieelektrischen Schwestermodelle Kangoo Rapid E-Tech Electric und Master E-Tech Electric erfüllt der Newcomer mit umfassender Ausstattung, großer Vielfalt und uneingeschränkter Ladekapazität die Anforderungen gewerblicher Nutzer im gleichen Maße wie das Modell mit Verbrennungsmotor. Dank des modernen Akkus mit 52 kWh Kapazität bietet der Neuzugang zur Trafic Palette eine alltagsgerechte Reichweite von bis zu 240 Kilometern im WLTP-Zyklus.
Mit dem Showcar Hippie Caviar Motel zeigte Renault auf der IAA die Studie für ein Freizeitfahrzeug. Das auf der Langversion des neuen Kangoo E-Tech Electric basierende Fahrzeug bietet eine gemütliche und flexible Unterkunft auf Rädern, die auf die Anforderungen von freizeitaktiven und sportbegeisterten Kunden zugeschnitten ist.
Schnell geliefert: Der Ford Pro Electric SuperVan ist ein batterieelektrisch angetriebener Ultra-Hochleistungs-Transporter. Vier E-Motoren mit insgesamt 2000 PS Leistung beschleunigen den Ford in unter 2 Sekunden auf 100 km/h und sind gut für 320 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Perfekt für die rasche Zustellung – aber leider unverkäuflich…
Und so sieht das Geschoss innen aus.
Farbenfroh: Ford zeigte in Hannover auch die neue Generation des Ranger Raptor (bereits bestellbar) und des Ranger Wildtrak (Markteinführung im Frühjahr 2023).
Der vollelektrischen E-Transit Custom war eine der Premieren am Ford-Stand angeführt. Seine Batterie-Technologie der nächsten Generation soll eine WLTP-Reichweite von bis zu 380 Kilometern und 125 kW-Schnell-Laden ermöglichen.
In der Kastenwagen-Ausführung bietet der neue E-Transit Custom ein Ladevolumen zwischen 5,8 und 9,0 Kubikmetern sowie eine Laderaumlänge von bis zu 3,45 Metern. Die maximale Nutzlast beträgt 1.100 Kilogramm, die Anhängelast bis zu 2 Tonnen.
Publikumspremiere auf der IAA: VW’s nagelneuer Elektrotransporter ID. Buzz war – in seinen diversen Ausbauformen – der Hingucker am Stand. Und wurde noch während der Messe zum „International Van of the Year“ gekürt.
Die Design-Anleihen am legendären T1 – mit V-förmiger Haube, großem VW-Logo und seinem sympathischen Auftritt – sind offensichtlich. Und sogar der Heckantrieb ist vorhanden. Hier allerdings mit 150 kW starkem Elektromotor. Die 77-kWh-Batterie dafür befindet sich tief unten im Sandwichboden und ist gut für eine Reichweite von bis zu 423 Kilometern. Dank 170 kW Ladeleistung an DC-Schnellladesäulen ist das Laden von 5 auf 80 % in 30 Minuten erledigt.
Bushaltestelle: Jede Menge ID. Buzz standen auf der IAA zur Probefahrt bereit.
Der neue Amarok: Die zweite Generation des Pickups feierte ihre Messeweltpremiere auf der IAA. Die durchdachte Ausstattung, mehr als 20 neue Assistenzsysteme, mobile Online-Dienste, ebenso effiziente wie drehmomentstarke Motoren (150 bis 250 PS Diesel und 302 PS Benziner), zwei Allradtechnologien und maßgeschneidertes Zubehör machen den neuen Amarok zu einem der vielseitigsten Pickups.
Innovatives für die letzte Meile
Innovative Lösungen für den Transport auf der letzten Meile wurden auf der Last Mile Area präsentiert – vom E-Cargo-Bike oder Lieferroboter über E-Vans bis hin zu Konzepten aus den Bereichen Internet-of-things oder SaaS-Plattformen.
Die „Knutschkugel“ als modernes Fahrzeug für den urbanen Lieferverkehr: Evetta Delivery und Cargo mit E-Motor, 240 bis 300 Kilometern Reichweite, zu Preisen um 18-20.000 Euro – und echtem Hinguckerpotential.
Für den schnellen Durst: Mit dem Bau von Fahrradbremsen gestartet, ist Brake Force One inzwischen 100-prozentige ZF-Tochter und entwickelt innovative Mikromobilitätskonzepte – wie dieses BarCycle.
Für saubere Innenstädte elektrifiziert Scania den Stadtbus. Im Scania Citiwide BEV sollen 10 Batteriepacks (auf dem Dach und im Heck) mit insgesamt 330 kWh eine Reichweite bis zu 280 Kilometern ermöglichen.
Auf der IAA Startup Area haben 68 neue, innovative und kreative Unternehmen aus 14 Ländern ihre Transport- und Logistiklösungen für den emissionsfreien und effizienten Transport von morgen vorgestellt.
Nach so viel Theorie einfach mal Praxis: Bei den IAA Test Drives auf der IAA Transportation 2022 ließen sich insgesamt 22 schwere und 39 leichte Nutzfahrzeuge selbst ausprobieren.
Blick in die Vergangenheit auf der IAA Transportation 2022
In der kleinen aber feinen Oldtimerausstellung zwischen Halle 15 und 16 zeigte Werner Dreyer aus Alfeld anhand unterschiedlicher Mercedes Oldtimer Beispiele für seine Arbeit. Mit seinem Autohaus und Mercedes-Benz Classic Service kümmert er sich um die Restauration, Ersatzteile und den Verkauf von betagten Mercedes Nutzfahrzeugen.
Karosseriebauer zeigten, wo sie herkommen: Das Karosseriewerk Meyer aus Göttingen mit einer Kutsche…
…und das Spier Fahrzeugwerk – das in diesem Jahr 150 Jähriges feiert – mit einem Hanomag Kurier.
Heute fertigen beide Betriebe moderne Aufbauten für Nutzfahrzeuge.
Zu guter Letzt
Über den Firmennamen sollte man evtl. nochmal nachdenken 😉
Mehr Infos zur IAA Transportation 2022 gibt es hier: https://www.iaa-transportation.com/de