16. Juli, 2025

PS.Speicher-Rallye 2025: Unterwegs im „besten Auto der Welt!“

Das Roadbook sagt: „schlechte Wegstrecke“. Pah, uns doch egal! Während der tiefergelegte und augenscheinlich hoch motorisierte Käfer vor uns über die Hubbel hoppelt, bügelt der W116 dank Hydropneumatik alles glatt. Wir – also Technik-Erklärer Stephan Schroedel als Navigator und der Autor dieser Zeilen am Steuer – sind unterwegs bei der PS-Speicher-Rallye 2025.

Das Team Schroedel – Navigator Stephan und Fahrer Thomas – mit dem „besten Auto der Welt“.

Und das nicht in irgendeinem Allerwelts-Mercedes W116, sondern in einem Fahrzeug, das mit jeder Ziffer seines Namens die Ehrfurcht des Gegenübers größer werden lässt: Mercedes-Benz 450 SEL (also die Langversion) 6.9 (also mit der großen V8-Maschine unter der Haube). In zeitgenössischen Fahrberichten gerne als „Das Beste Auto der Welt“ beschrieben. Damals, in den 70ern, das Nonplusultra in der Oberklasse, gefahren von Staatsoberhäuptern wie John F. Kennedy und dem Schah von Persien, von Rennfahrern wie Nicki Lauda und James Hunt, von Frank Sinatra und Franz Beckenbauer. Und von Rudi Carell (von ihm liegt als Hinweis darauf eine Autogrammkarte in der aus vollem Holz gestalteten, Schatzkistchen-artigen Mittelkonsole).

Auch Rudi Carell fuhr mal einen 6.9

Und jetzt reihen wir uns also in diese illustre Gesellschaft ein, dem PS.Speicher sei dank. Denn dieses Prachtstück stammt aus dessen an Prachtstücken eben nicht kleinem Fundus. Von dem ein Großteil immer fahrbereit gehalten wird. Und von denen wiederum neben unserem Über-Benz auch viele andere an der PS.Speicher-Rallye 2025 teilnehmen. 

Mercedes-Benz 450 SEL 6.9, Baujahr 1977: Ein großartiges Rallye-Fahrzeug, danke an den PS.Speicher!

Für die 11. Auflage der beliebten Veranstaltung haben sich die Organisatoren des Einbecker Oldtimermuseums ein besonderes Schmankerl ausgedacht: es geht von Einbeck streng nach Roadbook-Chinesenzeichen gen Westen über Stadtoldendorf und Holzminden zum Bilster Berg! Gab es unterwegs noch einen leichten Bruder-Zwist im Team Schroedel (Stephan: „Fahr nicht so schnell, das wird langweilig, wenn wir den anderen hinterher fahren und nicht selber navigieren müssen“ – Thomas: „Aber es ist einfach unglaublich geil, mit dem Auto Gas zu geben!“), dürfen wir hier genau das: Gas geben! Also bis maximal 70 km/h, steht im Roadbook… Aber das stellt sich dann tatsächlich als gar nicht so langsam dar: die vom bekannten Formel-1-Strecken Planer Herman Tilke entworfene und 2013 eröffnete Test- und Präsentationsstrecke in der Nähe von Bad Driburg in Ostwestfalen-Lippe glänzt mit steilen Bergauf- und Bergabpassagen, uneinsehbaren Kuppen, scharfen Kurven und langen Graden – als kleinen Nürburgring hat Mitentwickler Walter Röhrl die Strecke mal bezeichnet. 

Der Rallye-Tross zur Mittagspause am Bilster Berg.

Und der Mercedes zeigt, was er drauf hat: Unter einem tiefen, im nobel belederten Fahrgastraum kaum zu vernehmendem Grummeln schiebt der knapp 6,9 Liter große V8 die Fuhre voran, damalige Messungen haben ihm einen Sprint auf 100 km/h in 7,4 Sekunden attestiert (aber wir dürfen ja nur 70…). Abbremsen vor der Kurve geht fast genauso vehement wie Beschleunigen. Und da packen die 286 PS zusammen mit den 550 Nm Drehmoment auch schon wieder zu, bis 225 km/h könnte der W116 jetzt weiterziehen. Diese technischen Daten waren Mitte der 70er Jahre eine Ansage, erst recht für eine Limousine – der 6.9 hatte den Ruf eines Porsche-Schrecks.

Mit dem W116 auf der Rennstrecke! Foto: PS.Speicher

Wir wollen niemanden erschrecken und fahren nach der Mittagspause vom Bilster Berg über Brakel und Höxter auf teils kleinen, schönen und kurvenreichen Strecken wieder zurück nach Einbeck. Und mindestens genauso gut wie zum Schnellfahren eignet sich der Mercedes auch zum entspannten Cruisen. Alles was man braucht ist an Bord, vieles davon funktioniert elektrisch, Klimaanlage, Schiebedach, Fensterheber, vor einem das große Lenkrad, das edle Holzarmaturenbrett und noch viel weiter vorne am Ende der langen Haube der Stern!

Viel Holz und Leder, bequemes Gestühl und gediegene Atmosphäre: Im Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 sitzt man ein wenig entrückt von der Außenwelt.

Man sitzt ein wenig entrückt von der Außenwelt auf Sessel-ähnlichem Gestühl, draußen rauscht die Landschaft vorbei – und immer wieder sieht man Gruppen von begeisterten Menschen an der Straße, die winken und Fotos schießen. 

Unterwegs sah man immer wieder Gruppen von begeisterten Menschen, die winkten und Fotos schossen. Foto: PS.Speicher

Einen regelrechten Menschenauflauf erleben wir dann bei der Zielankunft auf dem Einbecker Marktplatz: Die Leute stehen und sitzen entlang der Strecke während PS.Speicher Museumskurator und Oldtimerfachmann Andy Schwietzer die Teilnehmer-Fahrzeuge vorstellt.

Auf dem Einbecker Marktplatz stellte PS.Speicher Museumskurator und Oldtimerfachmann Andy Schwietzer die einzelnen Fahrzeuge vor – hier „unseren“ Benz. Foto: PS.Speicher

Rasch noch weiter zum PS.Speicher, die Bord-Karte abgeben. Unterwegs ging es nicht nur ums Fahren, wir mussten die Nummern auf Tafeln an Bäumen notieren, in Durchfahrtskontrollen Stempel abholen, Fragen beantworten und Wertungsaufgaben durchführen. Und das haben wir so schlecht nicht gelöst: Platz 17 in der Klasse mit 94 Teilnehmern!

Lag bestimmt am Auto!

Hier noch ein paar Impressionen von der PS.Speicher-Rallye 2025:

Start zur PS.Speicher-Rallye 2025: Als erstes Fahrzeug macht sich ein Elgin Long Tail Racer – genannt Lucifer – auf die ingesamt ca. 175 Kilometer lange Strecke.
Früh übt sich…
Renault R4 mit Surfbrett.
Auch PS.Speicher-Stifter-Ehepaar Gabriele und Karl-Heinz Rehkopf nahmen – in einem BMW 7er – an der Rallye teil.
Viele Freiwillige Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung – wie hier bei einer Wertungsaufgabe in Stadtoldendorf.
Fotomotiv: Fiat 500, Baujahr 1969.
Die Routenführung mit ihren teils kleinen, schönen und kurvenreichen Strecken lud zum entspannten Cruisen ein. „Schlechte Wegstrecke“? Uns doch egal!
DeTomaso Pantera.
Warten auf den Start: Insgesamt 220 Fahrzeuge haben sich am ersten Juni-Wochenende zur PS.Speicher-Rallye als rollendes Automuseum durch die Landschaft bewegt.
Suzuki SJ Samurai nach Besuch im Gym.
Rolls Royce Silver Dawn von 1951.
Maschinenbauingenieur Ronald Genßler hat den legendären Amalfi CS aus der 70er-Jahre Fernsehserie „PS – Geschichten ums Auto“ nachgebaut. Damit ist er nicht nur bei der PS-Speicher-Rallye mitgefahren sondern hatte am Vorabend auch auf Einladung der FörderFreunde PS.Speicher einen Einblick in die faszinierende Geschichte dieses Nachbaus gegeben.
Gewählt von den teilnehmenden Medienvertretern: Der Mercedes 600 erhielt den B.E.S.T.-Preis als „tollstes“ Auto der Rallye.
Am Abend konnte man den Rallye-Tag nach den Siegerehrungen untermalt von Live-Musik gemütlich ausklingen lassen.
Supersportwagen: Einer von gleich zwei Bugatti Chiron, die neu im PS.Speicher zu sehen sind.

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