Zu Beginn des Automobilbaus war es Gang und Gäbe: Der Autohersteller lieferte Motor und Fahrgestell und Karosseriebaufirmen (oder der Fahrzeughersteller selber) bauten darauf die passende Karosserie nach Kundenwunsch.
Auch beim britischen Luxuswagen-Hersteller Rolls-Royce war das so – und es soll in Zukunft auch wieder möglich sein. Oder wie es Rolly-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös ausdrückt: „Rolls-Royce Coachbuild ist eine Rückkehr zu den Wurzeln unserer Marke. Es stellt eine Gelegenheit für die wenigen Auserwählten dar, an der Schaffung absolut einzigartiger und wirklich persönlicher Aufträge von zukünftiger historischer Bedeutung mitzuwirken.“
Das erste Modell, das die Coachbuild-Abteilung jetzt vorgestellt hat, ist der Boat Tail. Wie der Name schon sagt, erinnert sein Heck an klassische Yachten, mit großzügigen Holzflächen aus Caleidolegno Furnier und in aufwändiger Handarbeit geformt.
Nach dem Motto „Zeig mir etwas, was ich noch nie zuvor gesehen habe“ ließen sich die Auftraggeber – ein weltweit erfolgreiches Paar – ein Auto schaffen, dass eng mit ihrem Lebensstil und ihren persönlichen Vorlieben verbunden ist. Eine davon: Champagner! Der Kunde besitzt eine der informiertesten Sammlungen seltener Grand Cru-Champagner der Welt – und möchte anscheinend auch unterwegs ungern auf sein Lieblingsgetränk verzichten.
Dafür beherbergt das Heck unauffällig ein in der Automobilwelt noch nie dagewesenes, höchst ambitioniertes Konzept. Auf Knopfdruck öffnet sich das Deck in einer schwungvollen Schmetterlingsgeste, um eine komplizierte und großzügige Hosting-Suite freizugeben, mit genügend Platz für edle Speisen und Getränke für den gepflegten Picknick-Ausflug.
Allein für das Heck des Autos wurden fünf elektronische Steuergeräte (ECUs) entwickelt – ein Prozess, der einen komplett neu konzipierten Kabelbaum erforderte, der das Ergebnis von neun Monaten intensiver Forschung und Entwicklung war. Erst dann war es möglich, die Heckdeckel in einem angemessenen Winkel von 67 Grad zu öffnen, einen hochsicheren Verriegelungsmechanismus zu integrieren und ein komplettes Klimatisierungssystem in die hintere Sitzgruppe zu integrieren, um die Lebensmittel frisch zu halten und – viel wichtiger: den Champagner schnell auf genau sechs Grad abzukühlen – die optimale Serviertemperatur des bevorzugten Jahrgangs des Kunden.
Um das Picknick-Erlebnis perfekt zu machen, drehen sich zu beiden Seiten der Hosting-Suite elegant Cockteiltische entgegen und geben darunter zwei minimalistische Hocker frei – natürlich bezogen mit dem gleichen Leder wie die Polster im Innenraum. Und damit die Herschafften ihre vornehme Blässe pflegen können, entfaltet sich auf Wunsch noch ein passender Sonnenschirm aus dem schicken Heck.
Fotos: Rolls-Royce