Toyota Century: Der einzige 12-Zylinder aus Japan
Ein 12 Zylinder? Von Toyota? Wo gibt’s denn sowas? In Japan – und zwar offiziell nur dort. Wir konnten uns die japanische Interpretation von purem Luxus trotzdem anschauen: Michael Schuder, Chef vom Hildesheimer Toyota Autohaus, hatte bei einer Auktion mitgeboten und sich den raren Toyota Century gesichert.
Eher unscheinbar
Wie man sieht, sieht man nichts: Auf den ersten Blick wirkt der Luxusliner eher unscheinbar, in seiner Formensprache fast schon altbacken und mit kuriosen Details wie den Talbot-Spiegeln auf den vorderen Kotflügeln. Kein Wunder, der Century der 2. Generation wurde von 1997 bis 2017 nahezu unverändert gebaut, sein Vorgänger sogar ganze 30 Jahre lang.
Und die Japaner – jedenfalls die, die es sich leisten können – stehen auf Beständigkeit und absolutes Understatement. Laut und protzig zeigen was man hat – das kann der Pöbel gerne machen. Der Eigner eines Century lässt sich vornehmlich auf der Rückbank chauffieren, verborgen hinter Spitzengardinen, die sich – natürlich – elektrisch zuziehen lassen. Minister, hohe Regierungsbeamte und erfolgreiche Geschäftsleute waren und sind die Kundschaft des fast immer als Rechtslenker hergestellten Century.
Handarbeit made by Toyota
Gebaut wird der Century – auch das aktuelle Modell mit 8-Zylinder Hybrid – in einer kleinen Manufaktur von Toyota, in Handarbeit. Das Toyota-Logo sucht man allerdings vergebens, dafür prangt an der Front und am Heck ein goldener – ja, was eigentlich? Schwan, Huhn, Phoenix? An der C-Säule ein verschnörkeltes C für Century. Der Wagen heißt übrigens so, weil er 1967 eingeführt wurde, zum 100. Geburtstag des Firmengründers Sakichi Toyoda (ja, mit „d“).
Der 5-Liter V12-Zylinder unter der Haube ist eine Toyota-Eigenentwicklung und der einzig erhältliche 12-Zylinder-Motor in Japan. 280 PS entwickelt er, ansonsten sind aber keine technischen Daten bekannt. Ist den Eignern auch nicht so wichtig wie der für einen 12-Ender typische ruhige, vibrationsarme Lauf und die mühelose und absolut komfortable Fortbewegung. Und dank Luftfederung belästigen keine störenden Fahrbahnunebenheiten das Wohlbefinden der verwöhnten Passagiere.
An Bord purer Luxus
An Bord gibt es alle nur erdenklichen technischen Helferlein – und eine Fernbedienung dafür, natürlich Autotelefon, sogar ein Diktiergerät, zwei Navi-Bildschirme (einen für den Fahrer und einen für die Herrschaften im Fond) und – das ist etwas Besonderes: sehr bequemes Gestühl aus feinstem Leder. Leder soll in so einem Luxusauto etwas Besonderes sein? Ja. Die Kundschaft ordert den Century meistens mit Velours-Ausstattung – weil Leder vom Tier ist und Geräusche macht, wenn man darauf sitzt. Wo gibt`s denn sowas? In Japan.
Fotos: Schroedel